CO2-Neutral gegen den Pfosten fahren?

JANUN Lüneburg fordert Infrastruktur für das 1,5-Grad-Ziel

In Lüneburg ist im Moment viel Bewegung in der Diskussion um klimafreundliche Mobilität. SPD-Bürgermeister-Kandidatin Pia Steinrücke bewirbt sich mit einem Lastenrad-Foto und die CDU fordert Elektrobusse. Der Vorstand von JANUN Lüneburg möchte nicht, dass es nur bei Diskussionen bleibt, sondern hat konkrete Forderungen an Stadt und Landkreis Lüneburg erhoben. Muriel Herrmann, Jugendbildungsreferentin bei JANUN, ist von der Geschwindigkeit frustriert: „Der Fahrradstraßenring kommt in Mini-Stückchen, die Uelzener Straße wird umgebaut, jedoch nicht im Einbahnstraßen-Konzept mit der Soltauer Straße zusammengedacht. Dabei gibt es viele Vorschläge schon lange!“ Auch Miriam Winzer, die im AK Mobilität die Forderungsliste mit erarbeitet hat, stellt klar: „Lüneburg muss seine Verkehrsinfrastruktur schnellstens umstellen, mit Platz für Lastenräder in und Park&Ride-Angeboten vor der Stadt.“ Nach Studienlage kann man nur durch die Schaffung von Mobilitätsangeboten herausfinden, ob neue Angebote auch angenommen werden. Das wünscht sich auch Leo Willen, Vorstand von JANUN Lüneburg: „Stadt und Landkreis Lüneburg sollen mutig Pop-Up-Radwege und Pop-Up-Park&Ride-Plätze einrichten, so dass klimaneutrale Mobilität erlebbar wird. Wir sind gerne mit dabei!"

Alle Forderungen von JANUN Lüneburg e.V. finden sich hier:

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Mobilitätsforderungen JANUN Lüneburg

1. Wir fordern von Stadt und Landkreis Lüneburg:

  • beschleunigte Umsetzung der Maßnahmen aus der Radverkehrsstrategie 2025 bis Ende 2023 und Fortschreibung der Radverkehrsstrategie bis 2030, um den Anteil des Umweltverbundes am innerstädtischen Verkehr auf weit über 70% zu erhöhen.
  • eine sofortige Rückmeldung der Stadtverwaltung zu der Anfrage des Radentscheids, so dass das bürgerliche Engagement unterstützt wird.
  • Platz für Autospuren reduzieren, um Platz für Umweltverbund zu schaffen:
    • Stadtring als Einbahnstraße, um Platz für die Umweltspur und Fahrradanlagen zu machen. Verdrängungsverkehr in Wohngebiete durch zusätzliche Einbahnstraßen-Regelungen verhindern.
    • Zusätzlich die Uelzenerstr. + die Soltauer Str. als Einbahnstraßen-Paar ausgestalten, dabei den Busverkehr mittels einer Umweltspur berücksichtigen. Prüfen, wie die Dahlenburger Landstraße und die Bleckeder Landstraße als Einbahnstraßenpaar ausgestaltet werden kann und wo der Übergang der Autos von einer auf die andere erfolgt.
    • Fahrradstraßenring schließen (Wallstraße, Haagestraße, Ilmenaustraße, … Marktplatz, Neue Sülze, Salzstraße)
  • Nutzung von Pop-Up-Fahrrad- und Fußgängerwegen, Pop-Up-Park&Ride-Angeboten und Pop-Up-Abstellmöglichkeiten, um auszuprobieren, wie schnell die neuen Angebote angenommen werden.
  • Rad- und Fußverkehrsanlagen großzügig ausstatten, so dass die Benutzbarkeit für alle Umweltverbund-Nutzer*innen und deren gefühlte Sicherheit steigt
    • Neue Radverkehrsanlagen (Einrichtungswege) mindestens 2,25 breit, an den neuen Einbahnstraßen als „protected bike lanes“
    • Fahrrad-Abstellanlagen:
      • Mehr Fahrrad-Abstellanlagen in der Innenstadt auch für Lastenräder an Stelle von Pkw-Parkplätzen
      • Einrichtung von Fahrrad-Abstellanlagen in den Wohngebieten auch für Lastenräder (abschließbar u. überdacht) an Stelle von Pkw-Parkplätzen , ggf. Testen als Pop-Up-Abstellanlagen, möglichst nah der Fahrradverleih-Stationen.
    • Grünphasen an Tempo von Radfahrer*innen anpassen - „Bettelampeln“ abschaffen
  • Lücken im Fahrradnetz schließen und Nebenstrecken Fahrrad-gerecht umbauen:
    • Schließen von Lücken und Schaffung von Übergängen in die Radverkehrsnetze der Nachbarkreise bzw. Gemeinden, evtl. auch als Radschnellwege
      • Einrichtung von Fahrradstraßen von Kirchgellersen und Reppenstedt zum Schulzentrum Oedeme
      • Einrichtung einer Fahrradstraße von Reppenstedt über Brockwinkel zur Herder-Schule
      • Velorouten für Pendler von und nach Lüneburg (Bahnhof), komfortabel ganzjährig gut befahrbar aus den Randgemeinden wie für Adendorf / Scharnebeck im Radverkehrskonzept des Landkreises geplant (Premiumroute)
      • Anbindung der Hansestadt an den Elberadweg z.B. über „Heide-Elbe-Highway“ als Ost-West-Verbindung für den touristischen Austausch
    • Holper-Pflasterstrecken für Fahrräder mindestens nach den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) umbauen z.B. Ilmenauradweg am Behördenzentrum, Altenbrücker Damm
    • Flächendeckende wegweisende Beschilderung zu Zielen im Stadtgebiet, in den Nachbargemeinden und der Region, der Regional- und Fernradwege, insbesondere die Nebenstrecken, die nicht an der Hauptstraße entlang führen.
    • Umbau folgender Stellen (es gibt viele mehr!):
      • Sichere Querungsmöglichkeit für Radfahrer über die „Altenbrücker Torstraße“ auf der Route „An der Soltauer Bahn“ <=> „Altenbrücker Damm“
      • Zweispurigen Ausbau des Radweges „Am Schifferwall“
      • Zweite Ampel an der Ecke Frommestr. Am Springintgut um Ecke Springintgut/Lauensteinstraße zu entlasten;
  • Neue Angebote im Umweltverbund:
    • Bus-Taktung erhöhen, sodass der ÖPNV attraktiver wird
    • verbessertes Angebot von Leih-Rädern und Leih-Lastenrädern über das Stadtrad
    • Die Fahrzeuge des ÖPNV sollen mit grüner Energie angetrieben werden (Elektrizität, ggf. Wasserstoff).
    • Die Angebote des Umweltverbundes werden durch ein grünes Fahrzeug-Sharing-Angebot ergänzt, welches elektrisch oder mit Wasserstoff angetrieben wird.
  • Umstieg auf Umweltverbund vor den Toren der Stadt erleichtern
    • Einrichtung von Park&Ride-Parkplätzen am Stadtrand – Integration der Busfahrkarte in die Parkraumbewirtschaftung.
    • Einrichtung einer Anfahrstelle außerhalb der Stadt für den LKW-Gütertransport als Verteilerzentrum für den Weitertransport in die Stadt durch Elektrofahrzeuge und Lastenräder
      • Einrichtung einer Tankstation für grünen Wasserstoff an der Anfahrstelle, um die Infrastruktur für klimaneutralen Verkehr aufzubauen.
    • Sichere Abstellanlagen für Fahrräder/Pedelecs an den wichtigsten Pendler-Bushaltestellen der Gemeinden
    • Reaktivierung der Bahnstrecken Lüneburg-Soltau und Lüneburg-Bleckede (Ermöglichung der Fahrrad-Mitnahme)
  • Verstöße von Autofahrern ahnden!
    • Konsequente Kontrolle der parkenden Autos auf Freihaltung der Flächen des Umweltverbundes – zeitnahes Abschleppen!
  • Gefährliche Stellen umgestalten
    • regelmäßige Befragung der Radfahrer und Fußgänger zu gefährlichen Situationen und Stellen und Aufnahme in ein Maßnahmenregister.
  • Neue Baugebiete bevorzugen den Umweltverbund und werden grundsätzlich autoarm konzipiert. Autostellplätze werden nur als Quartiersparken vorgesehen. Zentral werden nur Fahrradabstellanlagen und Carsharing-Parkplätze angesiedelt.

2. Wir fordern von der Bundesregierung:

  • Eine Veränderung der Straßenverkehrsordnung, die den Fokus der Mobilität vom Auto- auf den Umweltverbund (Fußgänger*innen, Fahrrad, ÖPNV, ) verschiebt und damit klimafreundliche Verkehrsgestaltung zu einem wesentlichen Gestaltungskriterium macht und deren Rechtssicherheit erhöht.
    • Kein Bau neuer Autobahnstrecken und Überprüfung der noch nicht gebauten, aber bereits geplanten Strecken auf ihre Vereinbarkeit mit den Klima- und Nachhaltigkeitszielen.
    • Innerstädtische Regel-Geschwindigkeit von 30 km/h für Individualverkehr und Fokus auf das Fahrrad als innerstädtisches Hauptverkehrsmittel
    • Förderung von Park & Ride Systemen, die überregionalen Autoverkehr am Stadtrand auffangen

Wir danken dem Radentscheid Lüneburg und dem ADFC Niedersachsen e.V. - Kreisverband Lüneburg für die Vorarbeiten, auf denen unsere Forderungen basieren ;-)