News von RadMobi und Fahrradbus

von bunten lauten Demos, über Lichterketten-Fahrten, bis zu ungewöhnlichen Ausflügen

Fahrradbus fahren Quelle: Malte Hübner
für guten Sound sorgen Quelle: Malte Hübner
Critical Mass Lüneburg, Juli 2023 Quelle: Malte Hübner
Mit dem Fahrradbus beim Checkpoint Queer Quelle: Checkpoint Queer

" Ich habe schon einen Führerschein"

"Für ein Auto?"

"Klar!"

"Den brauchst du hier nicht. Aber den Fahrradbus darfst du nur mit "Fahrradbus-Führer*innenschein" fahren. Dauert aber nicht lange"

Diese Unterhaltung ist immer wieder lustig und ich kann mir dabei ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.

Ich frage mich, wie viele Menschen es inzwischen in Lüneburg gibt, die zwar kein Auto fahren können, aber alle möglichen sogenannten Lastenrad-Führer*innenscheine gemacht haben.

Schließlich sind die RadMobi und der Fahrradbus inzwischen von keiner guten Demo mehr wegzudenken.

Der orangene Soundkarren schallt sowohl Demosongs wie auch Redebeiträge und Shouts über die Menschenmengen. Zwischendrin hat er das mit übelst verstärktem und dann auch mal ganz ohne Bass getan, aber jetzt klingt er wieder super. Warum eigentlich? Weil es so wunderbare Ehrenamtliche und Aktivisti gibt, die an freien Tagen daran herumschrauben. Oder die den Reifen des Fahrradbusses flicken. Oder Menschen, die das auch lernen möchten, Einführungen geben und Führer*innenscheine abnehmen.

Das soll hier auch einfach mal ein riesengroßes Dankeschön an alle sein, die das machen und diese Gruppen und Strukturen damit ermöglichen.

Besonders beim Fahrradbus funktioniert das nur, wenn sich alle, die ihn nutzen, mitverantwortlich fühlen und sich kümmern, wenn etwas kaputt geht. Ich tue das auch nicht immer, merke, dass das etwas ist, wo wohl jede*r erstmal ein bisschen reinwachsen muss. Dabei kann man dabei so viel vom Fahrradreparieren generell lernen. Und mal ehrlich: das Lüneburger Kopfsteinpflaster macht diese Fähigkeiten überaus notwendig und praktisch ;)


Und es bringt Spaß, wenn man zu Viert über einem umgedrehten Fahrradbus hängt und überlegt, wie die Erbaurer*innen die Ritzel geflext haben oder wie laut eine Klingel eigentlich sein müsste, um auch von Autofahrenden wahrgenommen zu werden. Skillsharing ist meist lehrreicher als jeder Vortrag.


Ein Lastenrad ist ein Lastenrad. Aber die RadMobi und der Fahrradbus sind auch Projekte/Projektgruppen, hinter denen Menschen stehen, die selbstorganisiert was auf die Beine, bzw auf die Räder, stellen. Deswegen passen sie auch so gut zu Klimademos und Fahrradsternfahrten, weil diese ebenfalls von engagierten Menschen gestemmt werden, die da ganz viel Leben, Mühe und Energie reinstecken.

Quelle: Malte Hübner
Quelle: Malte Hübner

Trööööööööööööööööööööt. Die neue Klingel funktioniert auf jeden Fall. Das Tröten klingt als sei eine alte Dampflokomotive zwischen den Fahrrädern unterwegs. Aber es ist der Fahrradbus. Die beiden darin sitzenden Menschen versuchen, zum vorne fahrenden Soundkarren aufzuholen, der diesmal mitsamt Live-DJ auf der Critical Mass unterwegs ist. Wie immer erobert ein Haufen gut gelaunter Menschen auf Fahrrädern für ein paar Stunden die Straßen Lüneburgs.

Die Sonne brennt herunter auf den Asphalt. Ganz anders war die CM im Winter: da sind alle mit Lichterketten an den Fahrradrahmen, leuchtenden Westen und blinkenden Stirnlampen durch die Kreisverkehre gesaust, um möglichst sichtbar zu sein in der Dunkelheit. So ein Lichtermeer hat auch einen besonderen Reiz, fühlt sich vielleicht noch eine Spur rebellischer an.


Der Soundtrailer klingt jetzt perfekt; angehängt ans blaue Lastenrad fährt er vorne weg.

Quelle: Malte Hübner
Quelle: Malte Hübner

Pride. Bunte Banner und Fahnen. Leuchtende Regenbogenfarben auf den Wangen. Regenbogenschirme schützen vor dem Regen.

700 Menschen, die sich vom Regen nicht abhalten lassen und Queerness sichtbar machen. Das Pride-Orga-Team hat wirklich so viel gestemmt dieses Jahr. Eine ganze Woche voller Veranstaltungen und nun diesen energiegeladenen pride march, mit spannenden Redebeiträgen, einem queeren Initiativen-Markt, Musik und einer Kunstaktion, dem #andersrum-Porträt.

Quelle: Lucy Haug und Malena Nentwig
Quelle: Lucy Haug und Malena Nentwig
Quelle: JANUN Lüneburg
Quelle: Lucy Haug und Malena Nentwig
Quelle: Lucy Haug und Malena Nentwig

Vor ein paar Wochen haben der Checkpoint Queer und JANUN Lüneburg zusammen mit dem Orga-Team der Pride ein Lastenrad-Event veranstaltet, bei dem in kurzer Zeit ganz viele Fahrradbus fahren und Soundkarren bespielen gelernt haben. Ein sehr schönes Event und definitiv eine prima Idee, denn nun ist die gesamte RadMobi auf der Pride unterwegs, dekoriert mit Regenbogenflagge schaut er noch viel besser aus.

Wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Jahr mit euch :)

Quelle: JANUN Lüneburg
Quelle: Checkpoint Queer
Quelle: Checkpoint Queer

Redebeiträge aufnehmen, in guter Qualität, geht übrigens auch. Das haben LAgAtom, BUND und die Falken gemacht bei der Anti-Atom-Kundgebung zum Fukushima-Jahrestag am 11. März.

Da lag noch Schnee, oder eher weißer Matsch, und der Soundkarren wurde mit dem Jaguar-Lastenrad hin und zurück zum Sande im Slalom um die Pfützen gezogen. Ich fühlte mich dabei so semi hilfreich, da ich rutschige Schuhe anhatte und dem Soundkarren hinterdrein die Fahrradstraße entlang glitschte.

Aber die Aufnahmen der Reden waren "erste Sahne" (Zitat)

Dem Soundkarren ist das Wetter tatsächlich ziemlich egal. Ob bei der knallenden Sonne auf der Critical Mass, bei den auf die Pride prasselnden Regenschauern oder Kälte und Schneematsch--Sound braucht es immer.

Quelle: Cecile Lecomte
Fahrradbus bei der DÜNE

Aber bei all dem geht es ja auch noch um was Anderes. Mobilitätswende oder Verkehrswende? Es geht natürlich um beides. Ich mag persönlich ersteren Begriff lieber, weil es ja nicht nur darum geht, dass es weniger Verkehr oder andere Verkehrsmittel geben muss, sondern um Mobilität generell. Darum, dass alle ein Recht auf Mobilität haben.

Bei Mobilitätswende geht es auch um den Abbau von Barrieren; darum, bezahlbar (oder kostenlos) von A nach B zu kommen, auf dem Land und in der Stadt; es geht sogar um funktionierende Fahrstühle am Bahnhof; um Fahrradwege, die breit genug sind; um verständliche Ticketautomaten und -Apps, um Platz für Menschen statt für Autos und um ... Fahrradbusse. Ja, irgendwie schon.

Nicht nur, weil nebeneinander in einem selbstgebauten Tandem zu fahren, eine tolle Art des Vorwärtskommens ist, sondern auch, weil der Fahrradbus zwar Fahrrad ist, aber aufgrund seiner Breite so ziemlich überall auf der Straße fahren darf und sogar muss (denn unsere Radwege sind ja manchmal kaum breit genug für "normale" Fahrräder).

Er steht auf dem Marienplatz neben all den Autos. Der Unterschied ist aber nicht nur, dass er keine Abgase ausstößt, sondern während die Autos in den meisten Fällen eben so lange da stehen, bis ihr*e eine Besitzer*in wieder damit fährt, steht er dort für ganz viele Menschen kollektiv bereit, ihn jederzeit zu nutzen.

Also natürlich vorausgesetzt, mit Fahrradbus-Führer*innenschein ;)

Fahrradbus in der Katzenstraße
Fahrradbus bei der DÜNE
Fahrradbus als Büro
Fahrradbus als Büro

"Du hast noch keinen Führer*innenschein?
Macht nix--wie gesagt, das dauert nur ca 35 Minuten.

Es muss sich allerdings ehrenamtlich wer kümmern und dafür Zeit nehmen, also frage gerne mit etwas Zeitvorlauf nach bei info@janun-lueneburg.de.

Bald danach kannst dann auch du die Mobilitätswende vorantreiben" :)

Bis bald, wir freuen uns auf Mitfahrende!

Fahrradbus
RadMobi